Partizipation von Jugendlichen in der Gemeinde

Julia Thyroff

Jugendliche haben innerhalb ihrer Wohngemeinde spezifische Bedürfnisse, welche sich von der übrigen Bevölkerung unterscheiden können. Dies gilt beispielsweise für die Gestaltung und Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raums (Parks, Plätze), aber auch für altersspezifische öffentliche Angebote (Jugendraum) oder die Anbindung und Fahrzeiten öffentlicher Verkehrsmittel (Nachtbus). Während in späteren Lebensphasen der eigene Haushalt sowie ein erweiterter Aktionsradius im Vordergrund stehen, sind Jugendliche verstärkt auf öffentliche Räume und gut erreichbare Angebote in ihrer näheren Umgebung angewiesen.

Diese Einheit erlaubt den Schüler*innen Möglichkeiten kennenzulernen, um ihre Anliegen in der Gemeinde einzubringen.

Eckdaten

Stufe: Sek I
Dauer: min. 90 Minuten

Weitere Lehrplanbezüge:

  • RZG 3.3: Prozesse der Raumplanung nachvollziehen 
  • ERG 5.6: Anliegen einbringen, Konflikte wahrnehmen und mögliche Lösungen suchen 
  • D.2.B.1: Wichtige Informationen aus Sachtexten entnehmen 
  • D.3.C.1: Sich aktiv an einem Dialog beteiligen 

Leitfrage

Wie können Jugendliche ihre Anliegen einbringen?

Ablauf

Dauer: min. 45 Minuten


Ansprüche und Bedürfnisse identifizieren

Kleingruppen (2 bis 4 Schüler*innen) 

Arbeitsauftrag

Diskutiert in den Gruppen: 

  1. Welche Angebote für Jugendliche gibt es in eurer Gemeinde?
  2. Welche Angebote nutzt ihr persönlich?
  3. Wo seht ihr in der Gemeinde noch Verbesserungsbedarf?

Macht euch so Notizen dazu, dass ihr im Anschluss eure Ergebnisse kurz präsentieren könnt.

Material

  • Stift und Papier

Ansprüche und Bedürfnisse sammeln

Plenum

Arbeitsauftrag

Die Lehrperson sammelt die verschiedenen Angebote und Bedürfnisse, die von den Jugendlichen genutzt werden und erstellt an der Wandtafel eine Liste.

Mit einer Strichliste lässt sich aufzeigen, welche Angebote wie viel genutzt werden oder werden würden.

Material

  • Flipcharts oder Poster
  • Eine Wandtafel kann auch verwendet werden. Die Ergebnisse müssen aber für die nächste Lektion in einer geeigneten Form gesichert werden.

Partizipationsmöglichkeiten und deren Grenzen

Plenum

Arbeitsauftrag

Was denkt ihr: Ist es möglich, diese fehlenden Angebote zu verwirklichen?

  • Falls nein, weshalb nicht?
  • Falls ja, wie? Welche Wege gibt es für Jugendliche, um etwas zu erreichen?

Notiert in zwei Listen auf einem Flipchart oder Poster:

  1. alle Hürden und
  2. alle Möglichkeiten, die euch einfallen

Material

  • Flipcharts oder Poster

Hinweis

Falls den Jugendlichen lediglich Geld als mögliche Hürde oder Möglichkeit einfällt, sollte die Lehrperson sie dazu animieren, noch weitere Aspekte zu finden.


Fallbeispiele analysieren

Einzelarbeit

Arbeitsauftrag

Lest die Berichte zu den Fallbeispielen durch und notiert euch:

  1. was die Anliegen der Jugendlichen waren.
  2. wie sie auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht haben und an wen sie sich dafür gewendet haben.
  3. auf welche Hürden sie gestossen sind.

Material

Jeweils für einen Viertel der Klasse:


Antworten zu den Fragen sammeln 

Plenum; Lehrperson oder einzelne Schüler*innen ergänzen die bereits bestehenden Listen. 

Arbeitsauftrag

Sammelt eure Antworten. Gruppiert die identifizierten Ansprechpersonen. 

  • Ergänzung der bereits bestehenden Liste mit Anliegen (falls die neuen Anliegen solche sind, die die Jugendlichen selbst teilen wollen) 
  • Ergänzung der bereits bestehenden Liste mit «Hürden» 
  • Ergänzung der bereits bestehenden Liste mit «Möglichkeiten» 
  • neue Liste mit Akteur*innen (gruppiert) 

Material

  • Flipcharts oder Poster

Persönliches Anliegen identifizieren und reflektieren; Partizipationsmöglichkeiten reflektieren 

Einzelarbeit (bei fehlender Zeit als Hausaufgabe möglich) 

Arbeitsauftrag

Überlegt euch:

  1. Welche der heute besprochenen Anliegen sind für euch persönlich die drei wichtigsten?
  2. Wie würdet ihr vorgehen, um diese Anliegen in eurer Gemeinde zu verwirklichen?
  3. Was müsst ihr bedenken?

Haltet eure Gedanken in Notizen fest und hebt diese bis zur nächsten Lektion auf. Schreibt ausserdem die drei Anliegen auf einen Zettel und gebt ihn der Lehrperson ab.

Material

  • Stift und Papier

Hinweis

Die abgegebenen Zettel bilden die Grundlage für die Gruppenbildung im nächsten Teil. 

Dauer: min. 45 Minuten


Reflexion

Einzelarbeit 

Arbeitsauftrag

Lest eure Notizen der letzten Lektion durch.

Hinweis

Falls die Einheit in einer Doppellektion durchgeführt wird, ist dieser Schritt nicht unbedingt notwendig. 


Ausarbeitung von konkreten Anliegen und Strategie

ca. vier bis fünf Gruppen (Gruppenbildung gemäss den in der vorigen Stunde notierten individuellen Anliegen)

Arbeitsauftrag

Erstellt ein Plakat (o. ä.) für euer Anliegen und haltet darauf fest:

  1. Was ist euer Anliegen? Beschreibt es so genau wie möglich.
  2. Was sind eure Argumente, die für euer Anliegen sprechen?
  3. Was könnten Gegenargumente sein und wie könnt ihr diese entkräften?
  4. Wie könntet ihr genau vorgehen, um euer Anliegen zu verwirklichen? Wen müsstet ihr dafür ansprechen? Recherchiert und beschreibt ganz genau, was sinnvolle Schritte sein könnten. Bei Bedarf findet ihr Anhaltspunkte in den Unterlagen der letzten Stunde oder im Netz (z. B. Webseite eurer Gemeinde, engage.ch).

Material

  • Poster (oder alternatives Medium zur Ergebnissicherung)

Hinweis

Falls den Jugendlichen lediglich Geld als mögliche Hürde oder Möglichkeit einfällt, sollte die Lehrperson sie dazu animieren, noch weitere Aspekte zu finden. 


Präsentation der konkreten Anliegen und der Strategie 

  • Variante 1: jeweils eine Gruppe präsentiert, die zuhörenden Gruppen beantworten jeweils eine Frage. Die zu beantwortende Frage rotiert nach jeder Präsentation, so dass alle Gruppe die drei Fragen jeweils einmal beantworten.
  • Variante 2: Die Fragen im Plenum besprechen

Arbeitsauftrag

Kurzpräsentation der Gruppenergebnisse: Stellt euer Anliegen in 2 Minuten vor. Sagt kurz, was für und was gegen euer Anliegen spricht und welche Möglichkeiten ihr seht, es zu verwirklichen.

Die zuhörenden Gruppen beantworten im Anschluss kurz jeweils eine der folgenden Fragen:

  1. Was spricht für das präsentierte Anliegen? Was daran überzeugt euch? Welche weiteren Argumente gibt es noch, die für das Anliegen sprechen?
  2. Was spricht gegen das präsentierte Anliegen? Was daran überzeugt euch nicht? Welche weiteren Argumente gibt es noch, die gegen das Anliegen sprechen?
  3. Wie möchte die präsentierende Gruppe das Anliegen verwirklichen? Welche weiteren Möglichkeiten gibt es noch?
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