Eine liberale Theorie zur Verteilungsgerechtigkeit
John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit hat auf die Diskussion der Verteilungsfrage bis heute grossen Einfluss. In seiner Theorie geht er von einem hypothetischen Zustand aus, in dem Individuen hinter dem «Schleier des Nichtwissens» die künftigen gesellschaftliche Rahmenbedingungen festlegen, ohne ihren künftigen sozialen Status zu kennen. Rawls argumentiert, rationale Individuen stimmten in diesem Zustand aus Eigeninteresse zu gleichen Grundfreiheiten und gleichen Chancen zur Erlangung vorteilhafter sozialer und politischer Positionen zu. Schliesslich seien soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nur so weit zu rechtfertigen, wie diese zum Vorteil der am schlechtesten Gestellten sind.
Brillenglas «Knappheit»
Mit dem didaktischen Model der Politik-Brille kann man das Basiskonzept Knappheit als Brillenglas verwenden, um politische Dimensionen in einem Unterrichtsgegenstand zu identifizieren, zu analysieren und zu bewerten. Wolfang Sanders verbindet in seinem Modell der Basiskonzepte die Grundfrage «Wie kann und soll der Umgang mit knappen Gütern gestaltet und politisch geregelt werden?» mit dem Basiskonzept Knappheit. Weitere Knappheit betreffende Fragen an einen Gegenstand sind z. B.:
- Warum sind spezifische Güter knapp (an Beispielen besprechen)? Wie entsteht diese Knappheit? Wie hängt diese Knappheit mit den Bedürfnissen zusammen?
- Welche Unterschiede gibt es bei Bedürfnissen? Warum?
- Wer und was entscheidet bei der Verteilung von Gütern darüber, ob ich etwas bekomme oder nicht? Ist das gerecht oder ungerecht? Warum?
- Welche Lösungen zur gerechten Verteilung von Gütern gibt es?
Diese Liste lässt sich beliebig erweitern. Die Fragen zeigen auf, wie mit Hilfe der Basiskonzepte eine politische Perspektive auf ganz unterschiedliche Themen gewonnen werden kann.